CDU fordert Information

Aktuelles zum Elli-Markt

 
Artikel in der nW am 05.07.2018

Wie Bad Lippspringer Politiker auf die Plä ne des Bü rgermeisters reagieren und ob der Rat zukü nftig ü ber dem Lebensmittelgeschä ft, in einer Klinik, im Kongresshaus oder auf Mallorca tagt

Von Svenja Ludwig und Mark Heinemann

¥ Bad Lippspringe. „Ich war schon sehr überrascht“, gesteht Pfarrer Georg Kersting. Dass das Lippspringer Rathaus vielleicht für einen Super- markt Platz machen soll, das war wirklich ein Knaller. „Wenn man die Leute so hört, die normalen Leute, da gibt es viele Vorbehalte – man kann sich das kaum vorstellen“, berichtet der Pfarrer der katholischen Markus-Gemeinde von den Gesprächen, die er mitbekommt.

Rund einen Monat ist es her, dass Bürgermeister Andreas Bee und Philipp Rieländer, geschäftsführender Gesellschafter der Lüning-Gruppe, Pläne präsentierten, in denen ein dreigeschossiger Elli-Markt und der Abriss des Rathauses die Hauptrollen spielen.

Ein „Projekt mit Charme“ nennt Sozialdemokrat Kurt Süpke den Vorstoß des Bürgermeisters. Es dürfe jedoch kein Betonklotz entstehen, betont er. „Das sind alles noch Gedankenspiele“, kommentiert der CDU- Fraktionsvorsitzende Walter Strop das kontroverse Thema: „Da war eine Idee, die Fläche des Rathauses zu
überplanen“, gibt der Rechtsanwalt zu, es sei aber „alles noch offen“. Die CDU der Badestadt hat für die kommende Ratssitzung am Mittwoch, 11. Juli, einen Antrag gestellt, in dem der Bürgermeister aufgefordert wird, zu dem Projekt Stellung zu nehmen.

Auch Dieter Bursch (Die Linke) meint in Bezug auf den Informationsstand: „Da muss mehr Fisch dran sein an den Gräten.“ Mehmet Ali Yesil, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Linken, scheint indes genug gehört zu haben: „Dass ein Rathaus einem Supermarkt weichen soll, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Hätte man beispielsweise eine Versetzung des Rathauses mit der Intention einer Verbesserung für die Bevölkerung vorgeschlagen, hätte man
darüber diskutieren können. Nicht aber für einen Supermarkt.“ Das teilt die Linke der Badestadt in einem Pressetext mit. „Unsere Fraktion hat sich einstimmig gegen einen Rathausabriss entschieden“, wird Yesil in Bezug auf Beratungen in der Fraktion zitiert.

Gerda Werth von den Grünen hält den Ball flach: „Es gibt noch keinen Beschluss, dass das Rathaus abgerissen wird.“ Und sie würde keinen Tipp abgeben wollen, ob das Vorhaben tatsächlich gelinge.

„Da fließt noch viel Wasser durch die Lippe, ehe etwas entschieden wird“, glaubt auch Fritz Farke, Vorsitzender der Freien Wähler. Vor der nächsten Kommunalwahl, schätzt er, passiere nichts: „Da wird nie-mand etwas tun, was seine Position gefährden könnte.“
Angenommen aber, dass in vielleicht drei bis fünf Jahren das Projekt realisiert
würde: Wo soll denn dann das neue Rathaus hin?

Bei der Präsentation Anfang Juni sprach Bürgermeister Bee von der Möglichkeit, dass die 65 Mitarbeiter des Rathauses in eine Etage über dem Supermarkt ziehen könnten. „Ich persönlich sehe das Rathaus verortet in der Auguste- Viktoria-Klinik“, sagt Hans Jürgen Schaefer, FDP-Fraktionsvorsitzender. Das historische Gebäude stehe leer, Investoren fänden sich nicht. In der City würde der Liberale ein kleines Bürgerbüro für den „schnellen Personalausweis“ einrichten. Das Argument, ein Rathaus gehöre in die Innenstadt, lässt er mit Blick auf Paderborn nicht gelten: „Da zieht die Verwaltung an den Hoppenhof, in die Peripherie.“

„Ich könnte auch auf Mallorca tagen, das ist genauso rrational wie in der Auguste-Viktoria oder über einem Supermarkt“, meint Ratsherr Walter Strop (CDU) mit Blick auf den Planungsstand. Außerdem sei noch überhaupt nicht über Kosten gesprochen worden. „Als das Rathaus renoviert wurde, haben wir auch schon mal im Kongresshaus gesessen“, wirft Fritz Farke (Freie Wähler) einen dritten
möglichen Standort in den Ring.

Eines aber ist unumstößlich: Ein Gotteshaus kann die Verwaltung definitiv nicht okkupieren. „Wir haben gerade erst unsere Maximiliankirche umgewandelt in eine syrisch- orthodoxe Kirche“, sagt Pfarrer Georg Kersting: „Die anderen Kirchen brauchen wir selbst.“

Ausschreibung schon im Internet zu finden

́ Schnappatmung bei einigen Badestädtern: Noch ist nichts entschieden, aber zwischenzeitlich erschien eine Ausschreibung zum Rathaus-Abriss auf der Website des Deutschen Auftragdienstes (dtad).

́ Dort informieren sich Handwerker und Unternehmen über Bauvorhaben und Ausschreibungen. ́ Der Supermarktbau wurde für 2019 angekündigt.

́ Die CDU hatte die Ausschreibung entdeckt und forderte auf Facebook mit Nachdruck Informationen.

́ Ein dtad-Mitarbeiter erklärt: „Wir haben verschiedenste Quellen und schauen auch Zeitungsartikel durch. Wenn ein Bürgermeister sich öffentlich darüber
unterhält, dass ein Projekt geplant ist,  ist das für uns eine Meldung.“ (sl)

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